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… und plötzlich ist man Lebensretter – Belal erzählt

… und plötzlich ist man Lebensretter – Belal erzählt

Das Bild zeigt Belal mit einer Maske im Bett in einem Krankenhaus liegend. Stolz hält er mit der rechten Hand das Peace-Zeichen in die Kamera.

Heute habe ich, Renate (corona-bedingt leider nur telefonisch) Belal Mihanyar kennen gelernt. Belal wohnt in Obertshausen, ist als Auszubildender bei der Sparkassen-Versicherung angestellt, 24 Jahre jung UND LEBENSRETTER. Ich wollte schon immer mal einen Lebensretter kennen lernen. So sieht er aus.

 

Wie kam es dazu?

Es begann vor circa 3 Jahren, als Belals Freundin ihn überzeugte, sich als Stammzellen-Spender registrieren zu lassen. Die Registrierung als Stammzellen-Spender einer Seite in der 26 einer  Knochenmark-Spenderdatein in Deutschland, wie z.B. die der DKMS dauert online 2 bis 3 Minuten.

Zu dem Zeitpunkt, so Belal, hatte er keine Ahnung, wie wichtig Stammzellen-Spenden für Menschen sind, die an Blutkrebs erkrankt sind.

Ein paar Tage nach der Registrierung erhielt er Post von der DKMS. Darin war ein Watte-Stäbchen für eine Speichel-Probe. Mit der Speichel-Probe erfolgt die Typisierung des Spenders und die Aufnahme in eine WELTWEITE Spender-Datei.

Es wird geprüft, ob es einen genetischen Zwilling gibt, für den diese Stammzellen-Spende passend, das heißt lebensrettend ist. Die Wahrscheinlichkeit von Übereinstimmungsmerkmalen bei Menschen, die nicht verwandt sind, variiert von 1:10.000 bis zu 1 zu mehreren Millionen.

Lange Zeit hörte Belal nichts von der DKMS. Die Registrierung war beinahe vergessen.

 

Erste Anfrage

Im Oktober 2020 wurde er erstmals wegen einer Stammzellenspende angefragt. Die Typisierung hatte ihn als passenden Spender für einen an Blutkrebs erkrankten Menschen herausgefunden.

Er erklärte sich bereit zu spenden. Es folgte ein ausführlicher Gesundheits-Check mit Blut-Untersuchung, einem Lungenfunktionstest, Belastungs-EKG, Diabetes, mögliche Allergien, …

Allerdings stellte sich nach diesen Untersuchungen heraus, dass seine Stammzellen doch nicht in ausreichendem Maße Übereinstimmungsmerkmale mit der erkrankten Person aufwiesen.

Also, Strich drunter, vergessen. Allerdings bewirkte die erste Anfrage bei Belal, dass er sich intensiver mit dem Thema „Stammzellenspende, eine Chance für ein gesundes Leben“ befasste.

 

Geeignete Spende

Im März 2021 kam für Belal die zweite Anfrage zur Stammzellenspende. Es gab einen Menschen in den USA, für den er der bestmögliche Spender war. Er überlegte nicht lange: „Wenn ich mit meinen Stammzellen ein Leben retten kann, dann ist es das 100prozentig wert.“

Dieses Mal blieb er der geeignete Spender. Das bedeutete für Belal

  • eine weitere gründliche Untersuchung zur körperlichen Fitness,
  • sich 10 Tage lang ein Medikament zu spritzen, um die Stammzellen-Produktion anzuregen (mit Nebenwirkungen wie Gliederschmerzen, Krämpfe, …), als Vorbereitung zur Spende,
  • zuletzt die Kontrolle, wie seine Milz diese Spritzen vertragen hatte.

 

Gut zu wissen:

Die ärztliche Begleitung war jederzeit freundlich, alles konnte gefragt werden. Und: Jederzeit kann ein/e Stammzellen-Spender:in neu entscheiden, ob er/sie diesen Weg weitergehen will.

Parallel wurde auf der anderen Seite der Welt in den USA ein Empfänger, ein Mitdreißiger, mit Chemotherapie auf den Empfang von Belals Stammzellen vorbereitet.

 

Wie läuft die Stammzellenspende ab?

Am 06.04.2021 wurde Belal im Krankenhaus in Frankfurt ambulant aufgenommen zu einer peripheren Stammzellenspende. Die periphere Stammzellenmethode bedeutet: Aus dem linken Arm fließt das Blut in eine Maschine, in der die Stammzellen herausgefiltert werden. Das gefilterte Blut wird dem Spender über den rechten Arm wieder zugeführt.

Dieser Stammzellenentnahme dauerte bei ihm 5 Stunden. Der linke Arm muss – mit der Kanüle im Ellenbogen versehen – absolut ruhig liegen. In einem bestimmten Rhythmus muss er mit der linken Hand einen Ball drücken. „Eigentlich ist das keine schöne Erfahrung: der Arm schläft ein, zeitweise kribbelt es überall im Körper, es dauert zig Stunden, Maschinen piepsen, …“ Stets war jemand da, der sich um sein Befinden kümmerte, Infusionen gab, Wasser reichte. „Und mit Filmen und mit Netflix bekommt man die Zeit auch rum.“

Wie fühlt man sich nach der Spende?

Nach 4 Wochen erfolgte die ärztliche Nachuntersuchung. „Ich fühl mich super, es ist alles okay.“ Stammzellen wachsen problemlos nach.

Belal erfuhr in seinem persönlichen Umfeld und auf seiner Arbeitsstelle viel Anerkennung und Unterstützung für diesen mutigen Schritt. Die DKMS erkennt die Stammzellenspende mit einem Präsentkorb an.

Wichtig für Belal ist heute das Bewusstsein, wie bedeutsam Stammzellenspenden für die Gesundung von Menschen, die an Blutkrebs erkranken, sind! Es ist oft die einzige Chance. Man sagt: Alle 45 Minuten erhalten Menschen in Deutschland die Diagnose Blutkrebs.

Aus Datenschutzgründen weiß Belal über seinen Stammzellenempfänger nur, dass es ein Mann ist, ca. 35 Jahre alt, der in den USA lebt. Nach ungefähr 3 Monaten erhalten Spender:innen eine Nachricht, ob die Bluttransfusion mit seinen/ihren Stammzellen erfolgreich war.

Fazit:

„Lebensretter zu sein fühlt sich geil an. Das Drumherum bei der Stammzellenspende (Untersuchungen, Spritzen, Nebenwirkungen, …), ist nicht unbedingt schön, aber es ist es wert!“ Belal möchte darauf aufmerksam machen, dass eine Stammzellenspende für Menschen mit einer Blutkrebserkrankung oft der einzige Weg zur Heilung ist. Jeder kann sich durch eine einfache Aktion wie einen „Stäbchentest“ auf dem Weg zum Lebensretter machen. Er mag den Slogan: „Stäbchen rein – Spender sein“.

Interview geführt und Beitrag verfasst: Renate Schwalenberg-Leister

Informationen und Zahlen (Basis ist das Jahr 2021)

  • 26 Spender-Dateien gibt es in Deutschland
  • 1 Zentrales Knochenmark-Spender-Register für die Bundesrepublik Deutschland (ZKRD)
  • 9 Millionen Spender-Daten in Deutschland sind bei ZKRD vorhanden. Dies ist das größte Register der Welt.
  • 36 Millionen Spender-Daten sind weltweit vorhanden. Auf diese kann das ZKRD dank internationaler Kooperationspartner zugreifen.
  • 18-55 Jahre alt, sind die verzeichneten Spender:innen
  • 40% der weltweit Blut-Stammzell-Transplantationen sind freiwillige Spenderinnen aus Deutschland
  • 9 von 10 Patient:innen in Deutschland haben das Glück, dass für sie innerhalb weniger Wochen ein Spender:in gefunden wird.

… und los geht es, denn je früher Du dich registrieren lässt, um so länger könnte Deine Spende Leben retten. Und Du bist vielleicht der/die nächste Lebensretter:in…

Registrierung über die ZKRD – hier war Belal.

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Comments (1)

  1. Mein Onkel ist derzeit auf der Suche nach einer Stammzellentherapie. Dabei ist es gut zu wissen, dass wenn man Stammzellen spendet, so zum Lebensretter werden kann. Ich hoffe, dass er einen passenden Anbieter finden wird. 

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Mein Onkel ist derzeit auf der Suche nach einer Stammzellentherapie. Dabei ist es gut zu wissen, dass wenn man Stammzellen spendet, so zum Lebensretter werden kann. Ich hoffe, dass er einen passenden Anbieter finden wird. 

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