Mit den Diskussionen zur Entwicklung eines Mobilitätsleitbilds der Stadt Hanau für die nächsten 10 Jahre fing alles an. Als Verein, der im öffentlichen Raum für das Vermeiden von Barrieren sensibilisieren möchte, war uns das Thema von Anfang an sehr wichtig. Ein Stadtbild der Zukunft – das war uns klar – muss inklusiv sein. Dafür ist es aber wichtig, betroffene Personen mit in den Prozess einzubeziehen, und zwar dort, wo Veränderungen passieren und Entscheidungen getroffen werden.
Treffen von „Menschen in Hanau“ e.V. und Hanau Infrastruktur Service
Nun fand ein erstes Kennenlerngespräch mit HIS (Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service) vertreten durch Hr. Markus Henrich und Hr. Gerhard Wrase statt. Der öffentliche Bereich und somit die Verkehrsplanung, liegt in ihrer Verantwortung. Das Gespräch war sehr offen und produktiv. Ein gemeinsamer, regelmäßiger Austausch ist gewünscht.
Auch in Gremien und Ausschüssen, die Richtlinien und DIN-Normen festlegen, gibt es Betroffene. Ein Austausch ist ungemein wichtig. Nur wenn die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung, Familien und vielen mehr, bekannt sind, können Straßenraum und Gebäude entsprechend angepasst oder geplant werden. Das gilt auch für die Endplaner in den Kommunen.
Zwar gibt es kommunale Behindertenvertretungen, die in Planungsprozesse in Bezug auf Barrierefreiheit eingebunden sind, doch haben sie oft keinen Einfluss auf spätere und endgültige Entscheidungen, so dass trotzdem zukünftige Hindernisse und Barrieren auftreten können. Wünschenswert wäre also, dass Barrieren von vornherein gar nicht erst gebaut werden. Das gilt nicht nur für Menschen mit Rollstuhl sondern auch für Menschen mit Hör- oder Sehbehinderung, Familien mit Kinderwagen, ältere Menschen usw.
Als Expertinnen und Experten auf dem Gebiet, Barrieren zu erkennen und aufzuspüren, ist unser Checker-Team durch jeweilige Erfahrungen befähigt und bereit, mit HIS gemeinsam Lösungen zu finden, um bestehende Barrieren zu beseitigen oder zumindest sichtbar zu machen.
Ganz besonders würde sich das Team freuen, wenn durch das bessere Kennenlernen eine Basis geschaffen wird, so dass – vielleicht erst einmal nur informell – schon bei der Planung ihr Rat / ihre Beurteilung mit einbezogen wird.
Gehwegparken ist ein Sicherheitsrisiko – gemeinsame Aktion beim Hanauer Freiwilligentag
Worin wir uns einig waren, ist das Sicherheitsrisiko, dass Wildparkende verursachen, wenn sie Gehwege / Fahrradwege so zuparken, dass Menschen mit Rollstuhl, Rollator, mit einem Kinderwagen oder Fahrrad-Fahrende auf die Straße ausweichen müssen. Sehbehinderte und Blinde stoßen so auf ein unerwartetes Hindernis. Dies kommt leider sehr oft vor und es fehlt an Verständnis und Sensibilität bei den PKW-Fahrenden.
Viele kennen die Situation, wenn autofahrend ein Parkplatz gesucht und endlich eine Lücke gefunden wird, diese aber nur nutzbar ist, wenn mit einem Teil des Autos auf dem Gehweg geparkt wird, sonst wäre keine Durchfahrt von Autos auf der Straßenseite möglich. Um Gehwegparken zu vermeiden, sollte z.B. beidseitiges Parken an vielen Stellen nicht möglich sein.
Beim diesjährigen Freiwilligentag soll daher bereits eine gemeinsame Aktion organisiert werden, um, neben anderen Hindernissen, auf das Thema aufmerksam zu machen. Hier findet ihr mehr Informationen dazu: Freiwilligentag 2021 (Info zur Veranstaltung hier)
Gerne könnt Ihr uns Eure Fotos senden, wenn ihr in Hanau Hindernisse entdeckt.
Aufenthaltsqualität im Zentrum und den Stadtteilen
Eng mit dem Wildparken verknüpft, ist die Qualität von Straßen und Plätzen bezüglich eines angenehmen Aufenthalts oder als Ruheplatz. Das ist besonders wichtig für Kinder, Eltern mit Kindern und ältere Menschen. Durch parkende Autos an den Straßenrändern sind Gehwege oft zu schmal für Kinderwagen, radfahrende Kinder (evtl. mit Begleitung der Eltern), gehbehinderte Menschen mit Rollatoren und selbst für Paare. Einige Menschen brauchen Möglichkeiten zum Sitzen, wenn sie sich in ihrem Umfeld bewegen. Als negative Beispiele wurden der Rochusplatz und die geplanten Bänke entlang der Hauptstraße in Großauheim genannt. Der demographische Wandel unserer Gesellschaft muss sich auch in der Gestaltung öffentlicher Räume widerspiegeln.
Rückbau der autogerechten Stadt
Uns wird allmählich bewusst, welche Nachteile die Dominanz des motorisierten Individualverkehrs (MIV) für die Umwelt (CO2, Feinstaub, NOx, Versiegelung), die Verkehrsteilnehmer (Staus, enge Straßen, Gefahr für Radfahrende und Fußgänger und behinderte Menschen) und die Bewohner (Lärm, schlechte Luft, keine Freizeitqualität) hat. Trotzdem ist der Besitz eines PKW für viele Städter noch erstrebenswert (Dichte der PKW wächst schneller als die Einwohnerdichte). Es ist ein langer Prozess des Umdenkens erforderlich.
MiH und HIS vereinbarten, in engem Kontakt zu bleiben, auch gemeinsame Aktionen zu planen und durchzuführen und gute Konzepte für unsere Stadt zu entwickeln. Nach der Einschätzung von HIS macht man gute Erfahrungen, wenn den Bürgerinnen und Bürgern erklärt wird, warum etwas so entschieden oder ausgeführt wird.
Daher freuen wir uns auf unsere erste gemeinsame Aktion zum Freiwilligentag am 18.09.2021 und danken für den Austausch.